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[RP-Text] Ratten

 
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Do Dez 21, 2006 4:27 pm    Titel: [RP-Text] Ratten Antworten mit Zitat

Ich hoffe das ist in Ordnung das hier niederzuschreiben. Der Text bezieht sich auf ein Play, das erst kurz zuvor gespielt wurde und ich musst' das einfach niedertippen. Einen besseren Ort zur Veröffentlichung gibt es denk ich nicht.


Ratten.
Sie sind kleine Tiere ohne bösen Willen. Sie leben in Welten, die manch einer verabscheuen mag, vor der mancher Angst haben mag, weil sie dunkel ist, weil sie schmutzig ist. Und doch macht dies jene Tiere nicht schlecht. Es ist ein anderer Blickwinkel auf die Welt. Andere Dinge sind wichtiger, andere Werte höher angesehen.
Doch die Ratten bringen Unheil, bringen Krankheit und Tod. Sie tragen etwas böses in sich, das sie selbst nicht zerfrisst, nur anderen schadet. Und drum bewirft man sie mit Steinen, scheucht sie fort, begegnet ihnen mit fluchendem Wort. Doch ist das rechtens so? Ist die Ratte ihrer Tat schuldig wenn sie Krankheit bringt, wenn sie Seuche bringt, ohne etwas böses im Sinn gehabt zu haben? Kann man sie verurteilen dafür, dass sie lebt wie jedes andere Wesen auch, dass sie lebt, ohne das tödliche Geschenk übergeben zu wollen?
Nie wird die Ratte ihre Zähne im Fleisch des Unschuldigen versenken, außer man tut das, was man niemals tun sollte - sie in die Enge treiben, ihr die Hoffnung auf Flucht rauben, das Leben bedrohen. Dann und nur dann wird sie angreifen, nur dann wird sie handeln. Doch dafür wird der Schlag umso heftiger sein.

Und dieser Schlag erfolgte, als eine mattsilberne Klinge erst schwarzes Leder, dann helles Fleisch durchstach. Es war der einzige Ausweg gewesen. Momentan war er die Beute, nicht der Jäger. Vielleicht wäre es ihm auch gar nicht möglich gewesen in die Rolle des Jagenden zu schlüpfen. So wurde - obwohl der Köcher längst wieder prall gefüllt war - ein anderer Trumpf gespielt.
'Dae-gûr' stand in verschlungenen Verziehrungen verschlüsselt auf der einfachen Klinge. 'Schattentöter' hieß das. Und als in diesen Momenten der Dolch das Fleisch durchstach begann er seine Aufgabe zu erfüllen. An der Seele des Jägers setzten die Fänge an, begann der Sog zu wirken, zu reißen, das fortzunehmen was das Halbblut zu einem Verbündeten der Schatten machte. All diese Dunkelheit, der Schmerz, der Hass waren tief verwurzelt in des Halbelben Seele. Die Seherin hatte es Herzschläge zuvor gesagt: Er besaß zwei Seiten, die sich widersprachen. Dennoch waren sie normalerweise Eins. Normalerweise.
In diesen Momenten in denen nicht nur die Seele des Schattenjägers im Einfluss des Artefakts stand, sondern scheinbar auch jeder Fetzen Dunkelheit in der Umgebung, da wurden beide Seiten entzweit. Sie beide hatten ihren eigenen Willen. Sie beide hatten ihre eigenen Ziele. Und doch verspürten sie beide den selben Schmerz, den tiefen Schmerz des Auseinandergerissenwerdens. Die eine Seite konnte nicht ohne die andere sein. Das wussten sie. Und deshalb durfte der Dolch nicht zu lange gefüttert, die unendliche Gier nicht zu lange gestillt werden. Es war von Anfang an ein geplantes, wenn auch nie erhofftes Vorhaben gewesen. Aber es war die einzige Chance. Die einzige Chance sein eigenes Leben gegen ein anderes einzutauschen - denn wer grundlos tötet, den kann man nicht vom Gegenteil überzeugen.
Der Dolch machte aus Dunkelheit Kraft, aus Hass Energie. Und als der Halbelb den Dolch schleuderte, als er vielleicht einen halben Herzschlag zu langsam war um die Halbdrachin mit dem Angriff zur Genüge zu überraschen, war bereits klar, dass er versagt hatte. Versagt auf ganzer Linie. Selbst wenn er im kommenden Geschehen fliehen konnte, selbst wenn er die Erzfeindin schwer verletzte, war die Schlacht dennoch verloren und der Krieg neigte sich dem Ende zu.
Was sollte er nun tun? Fliehen? Nein, das auf keinen Fall. Er war niemals vor einer Sache gänzlich geflohen und das war gut so. Denn wer von einer Gefahr davonläuft, der läuft auch vor der nächsten davon. Und wer nur flieht, der handelt nicht, der wirkt nicht.
Nein, er würde diesen Krieg zuende führen müssen, egal in welche Richtung er sich neigen würde. Er würde Verbündete finden und Gefahren ausschalten müssen. Er würde sich wappnen, eine Woche war ihm Zeit gegeben.
Hoffnung war längst keine mehr in ihm, aber aufgeben würde er nicht. Niemals.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Fr Dez 29, 2006 11:56 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Graue Nebel


Die grauen Nebel zogen vorüber. Fort der Schleier, der Verhüllung und Offenbarung zugleich gewesen war. Er war wieder allein. Allein mit seinen Gedanken, seinen Emotionen, die keine sein sollten, allein in einem Krieg, den er nun nicht mehr gewinnen konnte.
Vertrauen... ein hohles Wort ohne Bedeutung. Und doch hatte der Schattenjäger Vertrauen geschenkt. Und warum? Vielleicht weil so die Welt mit Mal ein wenig besser aussah, es ein wenig ermunternder war aufzublicken und den nächsten Schritt zu tun. Aber diese Schritte hatten nun ihr klar vorherbestimmtes Ziel. Eine Weggabelung würde es am Ende geben und darüber entscheiden, ob das geschenkte Vertrauen es wert war und damit, ob der Schattenjäger weiterexistierte. Würde dieser Krieg weitergeführt, hatte er die einzige Möglichkeit ihn zu gewinnen aus der Hand gegeben. Für diesen Fall blieb nun nur noch die Gewissheit, dass wenn er untergehen würde, er nicht der einzige wäre. Viel Blut würde fließen, auch und vor allem das der Unschuldigen. Aber was machte das dann schon noch? Er würde mit einem Paukenschlag diese Welt verlassen, das war der Preis, den eine kleine naive Hexe hat zahlen müssen. Das war der Preis.
Er blieb noch lange Zeit liegen in jener Astgabel, in der er sich noch eben in einem Zustand irgendwo zwischen Schlaf und Meditation befunden hatte. Stumm spähte er an knorrigen Ästen hoch in den dunklen Nachthimmel. Was wäre wohl, wenn nun alles vorbei wäre? Wenn er einfach aus einer Sinnlosigkeit heraus aus dem Leben schiede? Wäre dann alles umsonst gewesen? All der Schmerz, all das Leid, das er sich aufgeladen hat, um eine Aufgabe zu erfüllen, für die er Äonen gebraucht hätte, wäre all das, die letzten vier Jahrzehnte, wahrlich umsonst gewesen?
'So viel hast du zerstört ... doch was hast du dafür geschaffen?', ging es ihm durch den Kopf. Wehleidig streifte der Blick über diese trostlose, kahle, kalte Welt, die nicht viel wohlbehagender war als das Heim, das seine Gedanken noch Minuten zuvor gebildet hatten.
Nichts, nichts hatte er geschaffen. Sein Leben war ein einziger Feldzug, der nur aus Zerstörung bestand. Und als er nun zurücksah, war da nur kalte Asche. Er hatte immer aus den besten Motiven heraus gehandelt, er war der, der einst die Finsternis vertreiben würde. Oder das zumindest gewollte hatte. 'Schwarzer Heiland', formten seine Lippen lautlos. Selbstverächtliches Lächeln, Kopfschütteln.
Sollte es das tatsächlich gewesen sein? ... Hoffnung, nein, die hatte er schon lange verloren. Doch aufgeben würde er nicht. Niemals.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Mo Jan 15, 2007 2:57 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zweifel

"Was ist, wenn er Recht hat?"
Das sind Worte, die den Schattenjäger wohl nicht mehr erreichten. Aber wozu auch? Natürlich hatte er Recht, er hätte nicht gehandelt, wenn es nicht das richtige gewesen wäre. Was hätte er denn sonst tun sollen? Lügen verbreiten? Nein. Das hätte keinen Sinn gemacht.
Er hatte sich geöffnet ... hatte seinen selbstauferlegten Leidensweg preisgegeben. Natürlich wurde das belächelt, natürlich verstand der Gorga ihn nicht. Bis jetzt hatte es nur wenige gegeben, die den Schattenjäger überhaupt verstanden hatten. Zwei, um genau zu sein. Warum hätte sich das auch ändern sollen ...
Eigennützige Motive hatte man ihm unterstellt .. welch Hohn in seinen Ohren. Er war jemand, der aus Überzeugung für eine bessere Welt kämpfte. Für eine Welt, die er nie erleben würde, an der er nie teilhaben könnte. Er opferte sein Sein, sein Glück, sein Leben für ein großes Ganzes, für eine Idee, die von anderer Leute Paradies sprach. Und so jemandem warf man nun vor, er handle eigennützig?
Das Licht musste überleben. Eine Einsicht, die der Schattenjäger erst machen musste. Vor Monaten und erst recht vor Jahren hätte die Hexe noch Recht gehabt. Da war es Rache, nichts anderes. Purer Hass auf all das, was sich Dunkles und Böses nannte. Hass, an dem Tag gepflanzt, als Reviena von den Dunkelalben angegriffen worden war.
Die meisten Kämpfe die er gefochten hatte, waren gegen das Licht selbst. Das meiste Blut, das er vergossen hatte, stammte von rechtschaffenen Leuten. Sie hatten ihm im Weg gestanden. Sie konnten seinen Weg nicht akzeptieren, sie konnten nicht akzeptieren, dass er die Gebärden, die Waffen, die Kampfesweise des eigentlichen Feindes nutzte. Und weil sie seiner Aufgabe im Weg standen, weil sie nicht verstanden, was er erreichen wollte, mussten sie sterben. Alle.
Vielleicht war es die Weisheit, die über die Jahrzehnte in ihm gereift war. Vielleicht war es die Einsicht, dass er mit seinem Handeln mehr vernichtete, als er beschützte. Vielleicht war es die Erkenntnis, dass man nicht jedes Licht in die Schatten stürzen konnte. Und nicht durfte. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Verzweiflung darüber, dass sein Werk keine Früchte trug. Keine sichtbaren zumindest. Vielleicht hatte er ja eingesehen, dass er alleine diesen Krieg nicht gewinnen konnte. Er wusste es selbst nicht mehr. Oder nein - er konnte es sich nicht erklären, warum er sich gewandelt hatte. War es Bhaselyas Werk? ... Vielleicht ...
Und nun war da diese Hexe. Wahrscheinlich genauso stur und bockig wie er selbst. Sie scherte sich nicht um große Dinge wie Licht und Dunkel. Sie war eine einfache Frau, in ihrer kleinen Hütte mit dem Kräutergarten. Sie handelte nur für sich, sorgte sich um ihr Wohl und um das ihrer kleinen Familie. Ihre Motive waren eigennützig, aber edel. Er hätte nicht anders gehandelt für die Seinigen. Er und Kinder .. ein absurder Gedanke ...
Sie mochte sich nicht als das Licht bezeichnen, aber diese junge Frau stand wohl mehr für das Gute, als manch rechtschaffener Kämpfer in Plattenrüstung. Der Krieg verschlang die Menschen. Der Krieg machte Menschen zu Monstern. Niemand, der das Blut eines Krieges an seinen Händen hatte, konnte sich als Teil des Lichtes bezeichnen. Auch keine Elfe auf kristallenem Thron. Eigentlich waren sie alle wie er. Sie kämpften für eine bessere Welt und verdammten damit sich selbst.
Wie viele kamen aus dem Krieg zurück und waren Krüppel? Wie viele kamen aus dem Krieg zurück und verfielen dem Wahnsinn? Doch dies waren nur die Extreme. Das waren nur die schlimmsten Fälle. Gezeichnet waren alle Heimkehrenden und geopfert hatte sich ein jeder von ihnen - ob gewollt oder nicht.
Aber hier ging es nicht um einen Soldaten in irgendeiner Schlacht in irgendeinem Krieg. Nein. Hier ging es um jemanden, der fern war von alledem. Eine einfache Frau, die ihren Jungen beschützen wollte. Sie würde wohl niemals unter wehendem Banner gegen die Finsternis ziehen, nein. Aber genau das war der Grund für den Schattenjäger dafür sorgen zu wollen, dass sie nicht irgendeinem dahergelaufenen Raubtier oder irgendeiner zufällig herumstreunenden Orknase zum Opfer fiel. Nein, sie durfte nicht sterben. Was wäre diese Welt denn, wenn sie nur aus Kriegern bestünde? Eine einzige Ansammlung von Hass und Rache, Schlag um Schlag, Schlacht um Schlacht. Das war nicht die Welt die er herbeisehnte. Und die Hexe war niemand, den er in irgendeiner Reihe dieser Schlachten sehen wollte. Nein, sie durfte niemals in den Krieg ziehen. Aber überleben - das musste sie. Unbedingt.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Mo Jan 15, 2007 4:42 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Blutfest

Der Leib war geschunden. . Es wäre falsch zu sagen, man hätte ihn übel zugerichtet. Dennoch zog und schmerzte es überall, an jeder einzelnen Sehne, in jedem einzelnen Muskel. Erschöpfung. Müdigkeit. Ein melancholischer Blick nach vorn, über düstere Ebenen. Im Rücken die Stadt, in der eine Flamme weniger brannte. Verachtendes Schmunzeln. Und wieder fragte er sich, warum er sich auf all dies eigentlich eingelassen hatte.
Und doch war die Antwort ganze einfach: Um es zu beenden.
Es war ein ganz einfacher Handel gewesen. Ein Handel von der Art, wie er sie in den letzten Tagen und Wochen zu Hauf geführt hatte. Manche waren aufgegangen. Ein einzelner Blick zurück. Manche nicht.
Und was war ihm nun noch geblieben, außer dem Willen anderer unterworfen zu sein? Hoffnung. Vielleicht. Vor allem aber die Gewissheit, nicht alleine zu sein. Im Gehen ein Blick zur Seite, zu der schweigsamen Schülerin, begleitet von einem zusammenhangslosen Lächeln. Er war nicht verblendet. Er war nicht der, für den ihn die meisten hielten. Er hatte Anhänger, oder bessergesagt solche, die nicht seinen Kopf wollten, sondern, dass er auf den Schultern blieb. Vielleicht war das auch der einzige Grund dafür, dass seine Schritte ihn dem Horizont näherbrachten.
Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Wieder ein Blick hin zur Seite. Es war ihr aufrichtiger Wunsch gewesen, ihn zu begleiten. Sicherlich, das machte ihn stolz. Stolz auf sich und stolz auf seine Schülerin. Dennoch war da dieser fahle Geschmack im Mund, dieses dumpfe Gefühl, sie mitten in die Flammen zu führen. Verantwortung. Was für ein Wort...
Und all das was hinter ihm lag – was hatte es gebracht? Ein Tempel lag in Schutt und Asche. Er hatte nichts verhindern können, was er zu verhindern versuchte. Er hatte es gar nicht verhindern müssen. Und doch würde ihn die Tat in enge Bedrängnis bringen. Natürlich – engstirnig betrachtet, hatte er Tanelon verraten. Und da manches Oberhaupt in letzter Zeit einen Gefallen daran gefunden hatte, Anklagen wegen Hochverrates auszuspeien, würde es ihn wohl auch treffen. Wenn die entsprechenden Personen weit genug dachten.
Hochverrat. An etwas, dem er sich nie verschrieben hatte. Wie absurd ...
Und obwohl, aber vielleicht auch gerade weil all dies auf ihn und die Seinen zukam, war er von einer unendlichen, inneren Ruhe erfüllt. Die Schritte waren langsam, bedacht, weder leise, noch laut. Langsam. Nahezu gemächlich. Der nächste Morgen hatte längst gegraut, als die Schritte schlussendlich versiegten und sachter Staub aufwirbelte. Er hob den Blick hinauf, auf das Tor, das ihm den Weg in die kristallene Stadt wies. Nach Tanelon ...
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HeavensRevenge Hallenstimme
Hallenstimme


Beiträge: 107

BeitragVerfasst am: Mo Jan 15, 2007 9:36 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Ungewissheit

Die Schülerin schwieg die ganze Wanderschaft über. Nachdem sie die wenigen Sätze gewechselt hatten, in denen sie deutlich gemacht hatte, dass sie ihm zur Seite stehen würde, auch weiterhin und vor allem aus freien Stücken, war sie einfach nur mit ihm weitergezogen. Der Weg war lang, und die Wunde, die eines der Praiotenschwerter ihr zugefügt hatte, schmerzte, doch sie sprach kein Wort davon. Ohne innezuhalten waren sie gegangen, voran, nur voran.

Sie wusste, dass sie nun zu Ende bringen musste, was sie begonnen hatte, so wie sie es immer tat. Irgendwie würde es schon enden, auf die eine oder andere Art. Manchmal wurden ihre Schritte unter der Nachdenklichkeit langsamer, doch das gleichmäßige Voranstreben des Mentors ließ sie immer wieder ins Hier und Jetzt des Weges, den sie beschritten, zurückgleiten, zu ihm aufschließen - und weiter schweigen. Bilder rangen vor ihrem inneren Auge um ihre Aufmerksamkeit, die Echos von Gehörtem hallten in ihrem Gedächtnis wider, Schreie, qualvoll ... kurz ...

Eine Weile hatte sie, während sie gingen, Tränen vergossen, fast lautlos. So viele waren es gewesen. Fast unzählbar viele auf einem Fleck. Wehrlos. Waffenlos. Es hatte nichts genutzt. Sie hatte versucht, was in ihrer begrenzten Macht stand, und es hatte nichts genutzt, nicht einen einzigen hatte die reißende Bestie verschont. Es hatte eine andere Lösung gegeben, oder nicht? Es musste eine andere Lösung gegeben haben...

Verirrt lag ihr Blick in der nahenden Ferne, auf die sie zugingen, und nur wenige Male wandte sie selbst den Blick dem Mentor zu, dem einzigen, der geblieben war, als alles vorüber gewesen. Der, dem es nun beizustehen galt. Sie würden es nicht verstehen, warum sie es tat, würden nicht verstehen, warum sie ihm zu helfen gedachte. Aber dachte sie auch daran, wie sie sich selbst zu helfen vermochte?
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Warum ist eigentlich "unkompliziert" so ein kompliziertes Wort?
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Mi Jan 17, 2007 10:48 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Gerechtigkeit...

... was für ein Wort.
So stumpf, so leer, so sinnlos und überflüssig. Gerechtigkeit. Wer entschied schon, was gerecht war und was nicht? Wer entschied schon, wer im Recht war und wer zu strafen war?. Alles war von persönlichen Gefühlen geprägt. Hass, Enttäuschung, Trauer.
Und nun hatten solche über Recht und Unrecht entscheiden, die selbst Opfer, Zeuge, oder Täter waren. Wie pervers. Und er? Sollte er sich diesem Urteil stellen, sich ihm schlussendlich sogar beugen?
Viel Auswahl hatte er nicht. Er war ein guter Kämpfer, doch ganze Legionen? Ganze Armeen? Allein? Zu zweit? Vielleicht zu dritt? Nein. Das ergab keinen Sinn. Zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch vielleicht würde der Tag kommen, an dem es keinen Sinn mehr machen musste. Vielleicht. Hoffentlich nicht.
Was sollte er nun tun, wo wieder einmal alles auf dem Spiel stand, wofür er gelebt, gekämpft und getötet hatte? Nun, wo die Entscheidung über Glück oder Unglück, Gefangenschaft oder Freiheit, Leben oder Tod so nah bevorstand? Sein Verstand riet ihm fortzugehen, wegzulaufen. Die kristallene Stadt, ihre eigensinnigen, verblendeten Bewohner, den ganzen Landstrich sich selbst zu überlassen, bis der nächste Drache käme um ihn niederzubrennen. Ja, das wäre das einfachste gewesen. Das Beste wohl ebenso. Auf kalter Asche wuchsen die Pflanzen gut und es hätte vielleicht gereicht, etwas aufzubauen, das sich schlussendlich wirklich Gerechtigkeit nennen durfte. Doch dazu kam es nicht. Er ging nicht fort.
Was hielt ihn? Ehre? Hoffnung? Starrsinn? Das konnte wohl niemand so genau sagen, nicht einmal er selbst. Er würde sich seinem Urteil stellen, doch ob er es akzeptieren würde, ob er sich beugen würde, das musste sich erst noch zeigen.
Es führte kein Weg heraus und keiner hinein. Es gab nur eines - Abwarten .. und Klingen schärfen.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: So Jan 21, 2007 7:53 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Alte Freunde

'Schattenjäger' ... nichts weiter als ein Titel.
Ein Titel, verliehen nach jahrelanger Ausbildung. Ein Titel, verliehen für kommende Jahrzehnte des Kampfes. Und was war nun? Aus dem Kämpfen war ein Beschützen geworden. Das Beschützen Anderer und vor allem seiner selbst. War das alles der Sinn des Ganzen? War das seine Bestimmung? Nein, das konnte nicht sein.
Dieser Tage ging der Blick des Jägers oft scheinbar sinnlos in die Leere, wenn gerade niemand dabeistand. Ein Blick, gefüllt mit der sachten Melancholie, die den Elben zueigen war, wenn sie etwas in Trümmer zerfallen sahen. Konnte er seinen Krieg weiterführen? Konnte er in das Leben zurückkehren, das er zwei Jahrzehnte lang geführt hatte, seit sich alles von ihm abgewandt hatte, was ihm je zugewandt war?
Nein, das konnte er nicht. Sein Blick glitt irgendwo in die Ferne, hin zu den Bergen, auf die die Bäume die Sicht versperrten. Dorthin, wo er Bhaselya vermutete, wusste. Nein, es gab keinen Weg zurück. Er konnte nicht mehr der Jäger sein. Es ging nicht. Jeder Schritt zurück wäre ein Schritt in die Verdammnis gewesen.
Viele Bilder schossen durch den Kopf. Vatras, der Kleriker Lucilias, der Sonnengöttin. "Das Leben ist schön", hatte der damals gesagt. Und damals hatte es nur wie Hohn und Spott geklungen.
Aurecodor, der goldene Drache, der ihn unter seine Schwingen genommen hatte, aber nie da gewesen war, als seine Hilfe gebraucht worden wäre. Zora, die Halbelbe, die ihn in ihre Arme genommen hatte, um ihn dann zu verlassen. Minerva, die Elbe, der er einst das Leben rettete und die schlussendlich doch eine derjenigen war, die ihn verstoßen hatten. Verstoßen, trotz gleicher Ziele, trotz gleicher Ideale.
All jene damals, hätten es schaffen können, aus ihm einen Streiter des Lichts zu machen. Doch sie hatten es nicht getan. Niemand von ihnen hatte es geschafft. Und nun waren da Einzelne, Unbedeutende, wenn man das Gesamtbild betrachtete und sie sollten das geschafft haben, was einst die Söhne von Göttern nicht vermocht hatten?
Er sehnte sich nach seiner Heimat zurück. Sehnte sich nach seiner Mutter, von der er wusste, dass sie einst den großen Angriff überlebt hatte. Und doch war er nie zurückgekehrt. Was aus ihrem Sohn geworden war, nein, das durfte sie nicht sehen. Selbst, wenn sie es schon wusste. Er sehnte sich zurück nach Bargond, der großen Feste der Elben, aus der man ihn einst ausgeschlossen hatte. Er sehnte sich nach Zora, selbst wenn ihr Gesicht in der Erinnerung längst das einer anderen Halbelbe geworden war. Er sehnte sich nach so vielen Dingen. Sicherheit, Geborgenheit, Dinge, über die er sich früher lustig gemacht hätte.
Eine Entscheidung war nah. Er musste an die Füchsin denken, an den Gorga, an die Hexe, Relaja, so widerwillig und eigensinnig sie auch alle waren. Vielleicht war er nicht allein. Vielleicht.
Irgendwo erklang ein leises Rascheln im Gebüsch. Der Schattenjäger hob den Kopf, spähte in die Richtung. "Alagos?", fragte er verwundert in die Dunkelheit hinein. Sturmwind hieß das.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Di Jan 23, 2007 3:11 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Stolz

Er kauerte am Boden. Ein Wrack, nichts weiter als ein Wrack. Tränen in den geröteten Augen, doch kein Schluchzen, kein Jammern. Von den Umstehenden brauchte keiner zu erfahren, was in ihm vorging ... und was davon sich nach außen kehrte. Und auch, wenn sie wahrscheinlich nicht verstanden, was hinter dem stand, was geschehen war, waren sie da. Einfach nur da. Es war egal, dass sie wahrscheinlich nicht hätten erfassen können, was den Schattenjäger zu dem gemacht hatte, was er heute war. Es war ihm egal. Doch das wichtigste war, dass es ihnen egal war. Sie sahen und handelten. Ohne, dass er es wollte, ohne, dass er etwas dagegen tun konnte, fühlte der Halbelb das Gefühl von Gemeinschaft. Ein zweites Mal in seinem Leben.
Es gab nicht viel zu sagen, nicht viel zu denken. Die Entscheidung war längst gefallen, der Blick zum Horizont gewand. Aus dem Beschützenden war der Beschützte geworden. Zumindest für eine kurze Zeit. Für ein paar Momente war die Welt leer. Ohne Sorge, ohne Freude, war er einfach nur da. Existierte. Lebte. Und das war gut.
Vielleicht war es der nahe Abgrund gewesen, der den Schattenjäger schlussendlich hatte zusammenbrechen lassen. Zerbrechen lassen vor dem Spiegel, der seinem Leben vorgehalten worden war. Doch was einst war, war nun egal und was morgen kommen sollte ebenso. Egal war, ob einst das Licht über die Schatten siegen würde. Egal war, ob der Schattenjäger zum Sterben verurteilt war oder nicht. In diesen Momenten war dies alles egal. Das Blut pulsierte in stetem, ruhigem Rhythmus durch seine Adern. Das war das einzige, was zählte.
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Faroth daLym
Schattenjäger


Beiträge: 21

BeitragVerfasst am: Di Feb 06, 2007 8:09 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Risse

Es war mitten im Wald. Irgendwo in den ersten Ausläufern des Gebirges, ragte eine Felswand von vielleicht vier Schritt Höhe auf, umringt von Bäumen. In jenem Fels ein Spalt, von Dunkelheit durchflutet, gerade so breit, dass man hindurchschlüpfen konnte.
In jener Höhle, durch den Felsspalt verborgen, nichts als Dunkelheit, Wärme, der leicht beißende Geruch von Schwefel in der Luft ... Schreie.
Immer wieder erklangen schnelle Schritte lederner Sohlen auf steinernem Untergrund. Ein Körper wurde gegen Fels geschlagen. Wasser wurde von einem empörten Aufplatschen begleitet in die Luft befördert und rieselte beinahe lautlos wieder zu Boden.
Natürlich hatte er nicht geschlafen, seitdem es passiert war. Wie hätte er auch können. Es kostete ihn all seine Mühe, all seine Kraft, das im Zaum zu halten, was er eingesperrt hatte. Es wehrte sich. Und es gewann an Boden. Es war leichtfertig von ihm gewesen, mochte man sagen. Aber das war es nicht. Das war das Letzte, was es war.
Es war eine Nadel in seinem Kopf, die sich nach außen bohren wollte. Es war ein Reißen in seiner Brust, das ihn von innen zerfetzen wollte. Es war ein Tor, gegen das er sich stemmte, es zuhielt, das von Zähnen gespickt schien.
Es durfte nicht frei sein. Es durfte nicht. Doch es würde nicht mehr lange dauern ...
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